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Die Bänke

Kirchenbänke sind erst seit der Neuzeit in fast allen römisch-katholischen und evangelischen Kirchen zu finden. Bis zum Hochmittelalter wohnte man der Liturgie stehend, kniend oder auch gehend bei. Die Liturgie der Konfessionen schlägt sich auch in der Bauart von Kirchenbänken nieder. So gibt ein Lehrbuch für Möbelschreiner aus dem Jahr 1892 an, dass die Höhe von Bänken für protestantische Kirchen bei etwas einem Meter anzusetzen sei, während sie in römisch-katholischen Kirchen bei nur 80 bis 90 cm vom Boden liegt, da der katholische Ritus ein wiederholtes Niederknien auf dem vor der Bank angebrachten Kniebrett erfordert

Über die Entstehungszeit der Bänke in der St.-Anna-Kapelle gibt es keine Quellen. Eine dendrochronologische Untersuchung des hierfür verwendeten Holzes wäre die einzige Möglichkeit ihr genaues Alter zu festzustellen.

Die früheste vorhandene Erwähnung datiert aus einem Schreiben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege an den Bürgermeister der Stadt Oettingen vom 25. November 1940: „(…) das Gestühl wird ausgebessert, abgebeizt und bleibt im natürlichen Holzton stehen“. Eine weitere Aufführung über die Kirchenstühle findet sich 1954 in der Baugeschichte von Regierungs-Oberinspektor Hermann Bühl, Nördlingen im Zusammenhang mit der Instandsetzung der St.-Anna-Kapelle bei der Wiedererrichtung des beim Fliegerangriff im Februar 1945 zerstörten Leprosenhauses: „(…) die Holzteile wurden neu gestrichen, dergleichen die Kirchenstühle“.
Bankreihen 1906

Ende 1970 erhält Josef Höhnle aus Oettingen vom Kreisbaumeister Höpfner den Auftrag zur Behandlung des wurmbefallenen Gestühls: „(…) Die Maßnahmen sind gründlich durchzuführen, damit weitere Schäden durch Wurmfraß ausgeschlossen bleiben.“ Die Außenwangen aller Bänke sind ohne Muster und differieren in ihrer Formgebung bei den langen und kürzeren Bänken.


Bankreihen
Vor der Generalsanierung der Kapelle standen acht Bänke aus Kiefernholz mit einer Länge von jeweils 190 cm in jeweils zwei parallelen Viererreihen ohne Bodenverankerung im Schiff der Kapelle. Diese Bänke waren wie üblich auf der Evangelienseite – auf den Altar blickend links – für Männer und auf der Epistelseite – auf den Altar blickend rechts – für Frauen frei zugänglich.Weitere vier Bänke, ebenfalls aus Kiefernholz, mit einer Länge von jeweils 165 cm standen im Raum unter der Orgelempore. Auf der Orgelempore stand nur die Orgel.Ein Banksitz (249 cm lang und 27 cm tief) mit zwei 70 cm hohen Stützwangen und einem dazwischen angebrachten Brett für die Wandbefestigung, war an der Rückwand des Raumes unter der Orgelempore befestigt

Bei der Umgestaltung des Innenraums der Kapelle im Jahre 2009 wurde beschlossen, den historischen unebenen Ziegelfußboden in seiner ursprünglichen Form zu belassen.

Dieser Entscheidung schaffte das Problem, die Bänke standsicher aufzustellen. Man kam deshalb überein, jeweils an der nördlichen und südlichen Langwand je zwei Bänke längsseitig zu platzieren und mit kleinen Metallwinkeln am Boden zu befestigen. Eine weitere Bank, die bewegt werden kann, wurde unter der Empore aufgestellt. So bleibt der Innenraum frei und kann bei Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen mit den gespendeten Stühlen der Familie Karl Georg und Hildegard Miller mobil bestuhlt werden. Nachdem die Orgel bei den Restaurierungsmaßnahmen entfernt wurde, wurden statt dieser drei Bänke auf der ehemaligen Orgelempore plaziert.


Innenraum 2009

Die Restaurierung der Bänke wurde schonend vorgenommen, da gerade wegen der Spuren des Gebrauchs durch viele Generationen optische Reize wie Brandspuren von Kerzen erhalten bleiben sollten, um den hohen ideellen Wert nicht zu zerstören. Bei verschiedenen Bänken wurden Teile des vom Wurmfraß beschädigten Holzes ausgetauscht. Die Bänke wurden mit Holzlasur und Leinölfirnis/Flüssigwachs eingelassen. Weitere Veränderungen, wie die Kürzung einer Bank aus optischen Gründen und die Teilung der Außenwangen einer Bank, um sie auf der Empore besser aufstellen zu können, waren vertretbar und stellen keinen Eingriff in die historische Bausubstanz dar.

Die restlichen Teile der Bänke sind auf dem Dachboden der St.-Anna-Kapelle gelagert. Die Teile wurden vor der Einlagerung im Jahr 2010 einer gründlichen Behandlung gegen den Holzwurm unterzogen.